Ich bin ja, weil ich muss, Mitglied der IHK Berlin. Damit bin ich allerdings so ziemlich unglücklich, weil die IHK Berlin nun schon gefühlte Ewigkeiten gegen den in Berlin eingeführten Mietendeckel agiert. Ich habe kein Problem damit, wenn Vermieter*innen oder andere Privatpersonen gegen den Mietendeckel sind, so ist das in einer Demokratie und so muss es in einer Demokratie auch sein, aber die IHK vertritt eben nicht nur Vermieter*innen oder Privatpersonen, die gegen den Mietendeckel sind, sondern sie vertritt alle Unternehmer*innen, die dort Mitglied sind und dies auch sein müssen! Darunter sind also auch Mieter*innen, die absolut kein Problem mit dem Mietendeckel haben, die den Mietendeckel sogar gut finden!
Deswegen halte ich es für schwierig, wenn die IHK hier eine Position einnimmt, auch dann, wenn es eine Umfrage unter den Mitgliedern gab – bei mir kam die anscheinend nie an – und 80 Prozent der Befragten den Mietendeckel ablehnten. Es ist deswegen schwierig, weil die Mitgliedschaft in der IHK nicht freiwillig ist und ich nicht sagen kann, dass ich halt austrete, wenn für mich rote Linien überschritten sind. Diese Möglichkeit gibt es nicht und deswegen sollte die IHK – wenn sie denn unbedingt Veranstaltungen zu diesem Thema organisieren möchte – diese neutral gestalten und sowohl Veranstaltungen Pro und Contra Mietendeckel anbieten.
Versteht das bitte nicht falsch! In anderen Konstellationen ist es durchaus möglich eine Position zu beziehen, wenn die Mehrheit der Mitglieder einer Organisation dahinter stehen. Diese Konstellation ist aber nur dann gegeben, wenn die Mitgliedschaft in der Organisation freiwillig ist und ich diese beenden kann, wenn die Mehrheitsposition meinen Werten entgegensteht. Diese Konstellation ist bei der IHK aber nicht gegeben!
Eine Plattform Pro Mietendeckel in der IHK Berlin?
Auch wenn natürlich auf der Straße keiner weiß, dass ich Mitglied in der IHK bin, so finde ich es dennoch unangenehm, dass die IHK hier Positionen bezieht, die ich ablehne und die auch andere Unternehmer*innen in Berlin ablehnen. Die IHK vermittelt so nämlich das Bild, dass all ihre Mitglieder auch hinter dieser Kampagne stehen. Dem ist nicht so und es wäre einfach nur fair, wenn das auch so vermittelt werden würde.
Wenn die IHK Berlin hier also Stellungnahmen publiziert, dann wäre es schön, wenn auch die Gegenposition, die es unter den Mitgliedern der IHK Berlin durchaus gibt, veröffentlicht wird. Nicht nur beim Mietendeckel, sondern auch bei anderen Themen. Es wäre nur fair, wenn es zum Beispiel – neben der Plattform gegen den Mietendeckel – auch eine Plattform für den Mietendeckel durch die IHK Berlin geben würde. Jedes Positionspapier müsste dann auch die Gegenstimmen enthalten, damit klar wird, dass das nicht die Positionen aller Mitglieder der IHK Berlin sind, sondern es auch gegenteilige Meinungen gibt!