Viele von uns sammeln inzwischen wohl Festplatten. Das ist nicht verwunderlich, denn die Geräte, auf denen wir unsere Daten speichern, bieten immer mehr Speicherplatz und durch neue Technologien werden sie auch immer schneller, sodass mit der Zeit ein Wechsel durchaus sinnvoll ist, selbst dann, wenn die alte Festplatte eigentlich noch okay ist. Auch wenn wir uns einen neuen PC kaufen oder einen neuen Laptop, tauschen wir damit auch gleichzeitig meist die Festplatte. Doch was passiert eigentlich mit der Alten?
Ich kenne Menschen, die zerstören ihre alten Festplatten, obwohl diese eigentlich noch ein paar Jahre leben könnten. Andere geben die Festplatten einfach so weiter, verkaufen ihren alten PC oder ihr altes Notebook, ohne sich wirklich Gedanken darüberzumachen, was sich da eventuell noch für Datenschätze auf dem Datenträger befinden, denn gelöscht ist nicht unbedingt gelöscht und kommt der Datenträger dann in „falsche“ Hände, dann könnten die gelöschten Daten sehr schnell wieder hergestellt sein!
Nun bin ich natürlich nicht dafür, Geräte zu zerstören, die noch ein ganze weile ihre Aufgabe erledigen könnten und ich glaube auch nicht, dass eine Festplattensammlung der richtige Weg ist, aber es ist schon wichtig, den Datenspeicher richtig vorzubereiten, bevor wir ihn in andere Hände geben. Bei der Weitergabe von PC und Laptop bedeutet das auch, dass wir nicht nur das Betriebssystem auf den Werkszustand zurücksetzen sollten, sondern auch hier müssen wir ein wenig mehr Zeit investieren, zumindest dann, wenn der Rechner an wildfremde Menschen abgegeben wird.
Hier möchte ich kurz ein wenig ausholen, einfach um zu verdeutlichen, wie wichtig das Ganze ist. 2009 oder 2010, nagelt mich nicht auf das Jahr fest, habe ich für eine Klassenkameradin auf dem Abendgymnasium den PC repariert, bzw. ich habe versucht, ihn von Viren und Co. zu befreien. Leider war dort nur eine sehr kleine Festplatte verbaut, ich glaube, es waren 20 GB, sodass ich noch eine alte Festplatte von mir nehmen musste, um das System einigermaßen brauchbar zu machen. Auf dieser von mir zusätzlich verbauten Festplatte lief davor Linux und nachdem das System nicht mehr wollte, bin ich auf eine neue Festplatte umgestiegen. Klassischer Fall also und da ich damals eigentlich meine Jugendsünden – also Daten und Bilder von mir, die auf dieser Festplatte gespeichert waren – nicht an andere weitergeben wollte, habe ich die Festplatte, bevor ich sie verbaut habe, mit einem Tool mehrmals komplett überschrieben. Allerdings bin ich mir jetzt seit Jahren schon nicht mehr sicher, ob ich wirklich die komplette Festplatte damit bearbeitet habe oder nur eine Partition, sodass die damalige Klassenkameradin damals eventuell Fotos von mir mitgeliefert bekommen hat, die sie nicht wirklich sehen sollte – Jugendsünden halt! Ich habe sie seit dem Abitur 2010 nicht mehr gesehen, sodass ich diese Möglichkeit, die leider besteht, bisher nicht ausschließen konnte und wahrscheinlich nie ausschließen kann, weil ich wüsste derzeit keinen Grund, warum ich sie in Zukunft noch einmal sehen sollte.
Jetzt fragt ihr euch sicher, warum ich das erzähle, denn die Geschichte spricht ja durchaus dafür, die Festplatten doch eher zu zerstören? Aber nein, darauf wollte ich nicht hinaus, ich möchte euch nur Vermitteln, wie unschön das Gefühl sein kann – und das auch über mehrere Jahre hinweg – bei dem Gedanken, dass andere deine persönlichen Daten haben und du auch noch selbst daran Schuld bist und um genau das zu vermeiden, solltet ihr beim Löschen der Daten nicht Halbherzig vorgehen, so wie ich das damals gemacht habe.
PC und Notebook
Die meisten werden nicht die Festplatte an sich weitergeben, sondern komplette Computersysteme. Dagegen spricht auch überhaupt nichts, wenn ihr, bevor ihr diese weitergebt, ein wenig Zeit investiert.
- Als Erstes solltet ihr natürlich all die Daten sichern, die ihr selbst weiterhin braucht und die sich noch auf dem alten System befinden. Dazu gehören nicht nur Bilder, sondern auch alte E-Mails, Rechnungen, Texte und Co.
- Dann besorgt ihr euch das Programm „DBAN“ und brennt dieses entweder auf eine CD (was durchaus Sinn ergibt) oder erstellt einen bootbaren USB-Stick. Beim USB-Stick besteht die Möglichkeit, dass ihr am Ende den USB-Stick löscht und nicht die Festplatte, aber das passiert euch nur einmal und macht nicht viel kaputt, wenn auf dem USB-Stick keine wichtigen Daten liegen. !Es sollten auf dem USB-Stick keine wichtigen Daten liegen!
- Danach startet ihr DBAN von CD oder USB-Stick (hier müsst ihr im BIOS das Startmedium auf USB oder CD stellen) und könnt dann mit der Zerstörung der Daten auf der Festplatte beginnen. Das Tool überschreibt die gesamte Festplatte mehrmals – vom BSI werden 7 Schreibvorgänge empfohlen – mit Nullen, sodass die gesamten Daten danach nicht mehr hergestellt werden können.
- Nun könnt ihr, auf der sauberen Festplatte, wieder ein Betriebssystem eurer Wahl installieren, damit ihr einer interessierten Käufer*in das Gerät vorführen könnt. Das ist natürlich nur optional, ergibt aber durchaus Sinn, denn dann kann der Rechner gleich wieder benutzt werden.
- Wenn ihr nur alte Festplatten oder USB-Sticks weitergeben möchtet, könnt ihr euch das Installieren eines Betriebssystems natürlich sparen, die Datenträger selbst solltet ihr aber natürlich auch dann mehrmals von DBAN mit Nullen überschreiben lassen!
Kompliziert? Eigentlich nicht! Ja, es kostet ein wenig Zeit, dafür könnt ihr aber sicher sein, das eure Daten nicht in falsche Hände geraten, denn auch das Wiederherstellen von eigentlich gelöschten Dateien ist inzwischen ziemlich einfach und die Programme, die hierzu genutzt werden können, kosten auch nicht die Welt! Natürlich gibt es für diese auch einen legitimen Nutzen, denn jeder von uns hat sicher schon mal eine Datei gelöscht, die nicht gelöscht werden sollte oder hat durch einen Systemcrash Dateien verloren, die dann – wenn auch nicht immer – mit einem solchen Tool wiederhergestellt werden können. Deswegen lieber auf Nummer sicher gehen und absichtlich gelöschte Daten auch wirklich löschen, damit nicht irgendwer später eure Daten wieder aus dem Versteck holt und diese Missbraucht. Und ganz ehrlich, es müssen ja nicht die Jugendsünden sein, die euch dann einholen, wichtige Kontakte, ältere Rechnungen, Bankdaten, vielleicht das persönliche digitale Tagebuch, all das sind Daten, die nicht unbedingt an unbekannte Personen übergeben werden müssen.
Und wer jetzt sagt, dass er sich das nicht zutraut und deswegen unsicher ist, ob er den alten Rechner wirklich weitergeben möchte: Es gibt sicher Menschen in eurer Umgebung, die euch dabei helfen können und wenn ihr in Berlin lebt, dann könnt ihr auch gerne bei mir eine Anfrage stellen und ich bin mir sicher, dass wir das mit dem richtigen Löschen der Daten auch gemeinsam hinbekommen. Ein Datenspeicher, der sein Ende nicht durch einen Hammer erleidet und sein Dasein nicht im Schrank verbringt, ist mit Sicherheit besser für die Umwelt und erbringt anderen Menschen noch einen Nutzen.